PAT

PAT-Werte beim Pferd

Bestimmt kennt es jeder. Man kommt in den Stall und irgendwas ist anders mit seinem Pferd als sonst. Vielleicht schnauft es schneller oder lauter, oder ist ungewöhnlich warm. Doch so richtig einordnen kann man es nicht…..

 

Besonders aufmerksam sind viele Besitzer, wenn ihr Pferd vor kurzen krank war, zum Beispiel gekolikt hat. Hier gehen bei jeder kleinsten Veränderung auch noch Wochen später alle Alarmglocken an.
Doch wann ist es wirklich ratsam
einen Tierarzt zu rufen und wann ist alles in „normalen Rahmen“?


Um die ganzen Situation besser einschätzen zu können, finde ich es wichtig, dass jeder Pferdebesitzer die PAT-Werte kennt und selbst überprüfen kann.
PAT ist eine Abkürzung und steht für  PULS - ATMUNG - TEMPERATUR


Starten wir mit dem
PULS. Viele Besitzer haben Erfahrungen mit Hufrehe-Pferden. Sie haben bestimmt auch schon einmal zugesehen, wie der Tierarzt oberhalb des Hufes die Pulsation fühlt. Vielleicht hat der ein oder andere es auch selbst schonmal probiert. Um den Ruhepuls zu messen, gibt es allerdings noch eine wesentlich bessere Stelle.


Man fährt mit ein oder 2 Fingern INNEN an der „Pferdebacke“ entlang. Jetzt bewegt man dort mit leichten Druck die Fingern auf und ab bzw. rechts und links. Unter den Fingern ist eine Art „Schnur“ zu fühlen, die sich leicht verschieben lässt. DAS ist die Vene, an der ihr den Puls gut fühlen könnt.

Als nächstes löst ihr den Druck wieder (sonst drückt ihr die Vene zusammen und könnt den Puls nicht spüren) und geht mit den Fingern wieder an die Stelle, wo ihr zuvor die "Schnur" gespürt habt. Jetzt heißt es FÜHLEN. Das Ganze erfordert ein wenig Übung und ist von Pferd zu Pferd unterschiedlich leicht bzw. schwer.


Der RUHEpuls eines Pferdes sollte bei ca. 24-48 Schlägen pro Minute (im Durchschnitt: 30-40) liegen. Also deutlich langsamer als unser eigener Puls. Nach der Arbeit kann der Puls allerdings deutlich in die Höhe gehen, bei Sportpferden sogar bis zu 230 Schlägen/ Minute!


Als nächstes beschäftigen wir uns mit der ATMUNG. Die Atemfrequenz ist am besten zu „SEHEN“. Ihr stellt euch hierzu seitlich (auf Höhe des Pferdehalses) mit etwas Abstand neben das Pferd. Dann beobachtet ihr den hinteren Bauchbereich und die Flanke. Auch hier muss man ein bisschen schauen, bis man die einzelnen Atemzüge erkennt. In Ruhe atmen Pferde meistens sehr flach. Wenn ihr soweit seid, fangt ihr einfach an zu zählen. Am besten die Stoppuhr vom Handy zu Hilfe nehmen.

Der Pfeil zeigt, wo man die Atmung am besten Sehen kann.


Die Atemfrequenz bei Pferden liegt in Ruhe bei ca. 8- 16 Zügen pro Minute. Ich habe festgestellt, dass sehr kleine Rassen oft auch etwas darüber liegen. Bei hoher Außentemperatur ist die Atemfrequenz oft erhöht (ist dies der einzige „Befund“, sollte man sich keine Sorgen machen).

Nicht normal ist es, wenn das Pferd sehr unregelmäßig atmet oder die Luft besonders tief einzieht. Auch Atemgeräusche sollten nicht zu hören sein.


Kommen wir zum dritten Punkt - die TEMPERATUR. Die Temperatur beim Pferd in Ruhe liegt zwischen 37,5 – 38,2 Grad Celsius. Auch hier gilt, ist es draußen sehr heiß oder stand das Pferd länger in der Sonne, beutetet ein höherer Wert meist kein Fieber sondern eine Erhitzung.


Die Temperatur wird mit einem Thermometer am After gemessen. Am besten eigenen sich hier spezielle Großtierthermometer, da diese lang genug sind. Man macht es sich etwas einfacher, wenn man die Spitze des Thermometers mit etwas Öl einreibt. Spezielle Großtierthermometer sind für ca. 15€ im Handel erhältlich.               
 

Die PAT-Werte können jederzeit geprüft werden, wenn Unsicherheit besteht. Neben den Werten sollte natürlich auch immer der Gesamtzustand des Pferdes angeschaut werden. Ist das Pferd müde, lustlos oder sogar apathisch? Verhält es sich allgemein anders als sonst?


Wenn mehrere Punkte beunruhigende Ergebnisse liefern, dann sollte auf jeden Fall ein Tierarzt hinzu gerufen werden.


Zuletzt noch ein TIP für die heißen Tage:

Viele Pferde sind an den heißen Tagen schlichtweg überhitz und dehydriert…hält dieser Zustand länger an kann es im schlimmsten Fall zu Koliken kommen. Neben den PAT-Werten kann hier auch noch ganz leicht der Wasserhaushalt des Pferdes überprüft werden. Einfach am Hals eine kleine Hautfalte zwischen zwei Fingern nehmen und dann loslassen. Normal sollte sich die Haut sofort wieder glatt legen (wie bei einem „jungen“ Menschen). Bleibt die Hautfalte stehen, obwohl die Finger weg sind (wie bei einem sehr alten Menschen), leidet das Pferd unter Flüssigkeitsmangel.

Hier dient als erste Hilfe das Anbieten von Trinkwasser. Lässt sich das Pferd nicht zum Trinken überreden, kann zum Beispiel etwas Fruchtsaft ins Trinkwasser gemischt werden.

Wenn das Pferd einen sehr dicke Mähne hat, kann Zöpfe flechten, so kommt mehr Luft an den Hals.

Desweiteren kann man das Pferd mit einem nassen Schwamm die Beine abreiben. Es können auch die Beine oder sogar das komplette Pferd abgespritzt werden (aber Vorsicht!- LANGSAM von unten nach oben vorarbeiten). In der größten Mittagshitze über 30Grad würde ich auf das komplette Abspritzen des Pferdes verzichten, da es den Kreislauf des Pferdes häufig nur noch mehr belastet.

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